Sibylle Kuhn, was zeichnet Ihr Design aus?
Die Vielschichtigkeit. Ich komme immer über das Material zur Form. Daher habe ich Stoffe gewählt, die ich sonst auch verwende. Die Seide mit dem floralen Muster mische ich mit anderen weichen Stoffen; die Kanten sind bei mir ganz oft gerissen. Diese Stoffe sind in zwei bis drei Schichten übereinander genäht. Im Verhältnis zur Baumwolle wirkt das zart und transparent. Für mich entspricht das Design der Lebenswirklichkeit von Frauen. Wir sind vielschichtig und erkennen uns erst im Laufe unseres Lebens. Einen Teil meiner Gefühlswelt und meiner Verletzlichkeit habe ich zum Beispiel erst entdeckt, als ich vor zehn Jahren Mutter geworden bin.
Was bedeutet Ihnen Frauengesundheit?
Meine Körperwahrnehmung ist, seitdem ich Mutter geworden bin, ganz anders. Und auch mein Zugang zu Frauengesundheit. Wir erlauben uns zu oft nicht, bei Schmerzen genau hinzusehen. Vor zwei Jahren hatten viele um uns herum Magen-Darm-Grippe und ich habe meine starken Schmerzen auch darauf zurückgeführt. Das hätte mich fast das Leben gekostet, weil ich mich nicht so anstellen wollte. Nicht jammern – andere haben schlimmere Dinge… Ich habe zwei Wochen die Zähne aufeinander gebissen. Dabei hatte ich eine Darmverschlingung. Von Eierstockkrebs hatte ich vor unserem Projekt nur flüchtig gehört, obwohl ich die Symptome selber schon erlebt habe – Blähbauch, Durchfall, undefinierbarer Schmerz. Ich bin Frau, jeden Tag, die ganze Zeit. Aber es gibt immer Eckpunkte im Leben, zu denen man im Alltag aufgerüttelt wird. Erkrankungen des Unterleibs gehören dazu. Es gibt viel mehr zu tun, als nur Haut und Haare zu waschen und sich sonst zu pflegen – nämlich ehrlich und aufmerksam mit sich selbst umzugehen und Gefühle von Unwohlsein ernst zu nehmen. Meine Hausärztin kennt mich schon lange und es ist wichtig, dass der Arzt einen ganzheitlich anschaut.
Warum haben Sie bei der Edition von Storyfabrics + Manja Gideon Stiftung mitgemacht?
Mit den anderen Designerinnen zu dem Thema zu arbeiten, ist ein gemeinsamer Weg. Wenn das Design ehrlich ist und von innen heraus kommt, dann zeigt es ein Stück von einem selbst. Martina Unternaehrer und ich kennen uns auch von verschiedenen Messen. Wir pflegen die gleichen Werte – daher war es für mich keine Frage das Projekt zu unterstützen.
Sibylle Kuhn ist gelernte Damenschneiderin und studierte Modedesignerin. Sie macht nach eigener Aussage «saison- und trendunabhängige Mode». Nach Stationen in London und in Zürich gründete sie ihr Unternehmen seam. Sie lebt mit ihrer Familie in St. Gallen.
Alle Unikate können bei www.storyfabrics.com/de bestellt werden. 50 CHF von jeder verkauften Kissenhülle fliessen als Spende an die MGF; 50 CHF an die Designerinnen.
Mehr Infos auf auch www.krebsligazuerich.ch
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