Ernährung gibt Selbstbewusstsein!
- Manja Gideon Foundation
- 27. Mai
- 4 Min. Lesezeit
Geballtes Wissen zu erblichem Risiko und wie man über Ernährung Gutes für sich selbst tun kann. Der Abend war eine Informationsveranstaltung von Krebsliga Zürich und Manja Gideon Stiftung.
Dr. Susanna Stoll, Leitende Ärztin Beratungsstelle erbliches Risiko, Stadtspital Triemli und Waid ZH, sprach über Gene und Eierstockkrebs und worauf Frauen achten sollten, wenn sie unspezifische Beschwerden im Bauch haben und aus einer Familie kommen, in der Familienmitglieder schon an Krebs erkrankt oder verstorben sind.
Ein fundierter Vortrag über die Grundlagen der Genetik, die Bedeutung der Familiengeschichte, Gen-Testung und Schweizer Recht. Sie erläuterte auch die aktuellen Empfehlungen für Mutationsträgerinnen und mögliche Therapien.
Jasmin von Wartburg und Jelina Linder sprachen aus zwei Perspektiven über Ernährung. Die eine, als Brustkrebsüberlebende, BRCA1-Mutationsträgerin und Ernährungscoach – die andere als Ernährungsberaterin mit medizinischer Ausbildung.
Das zweite Kochbuch von Jasmin von Wartburg gibt es hier: https://fruchtmunter.ch/kochbuch/
Wichtige Aussagen aus dem Gespräch:
«Nach Abschluss der Akuttherapie war für mich klar: ich bin krebsfrei, aber nicht gesund. Ich habe mich so krank wie noch nie gefühlt und auch so hilflos wie noch nie. Dann kam noch die Diagnose BRCA1 – das war für mich wie eine tickende Zeitbombe. Ich dachte: Ja, was kann ich denn jetzt für mich selbst tun? Ich hatte starke Erschöpfungszustände, chronische Fatigue, Reizdarm, Reizblase….Um da rauszukommen, habe ich mich mit dem Thema Ernährung auseinander gesetzt. Danach habe ich mich zum Ernährungscoach ausbilden lassen». Jasmin von Wartburg
«Man kann etwas tun. Ich habe mich darauf spezialisiert, Frauen nach der Krebstherapie zu beraten. Wie kann man die gesunde Ernährung in den Alltag integrieren, so dass sie einfach fällt?» Jasmin von Wartburg
«Ernährungsberaterin ist leider kein geschützter Begriff. Wir verfolgen mit der Beratung ein therapeutisches Ziel während der Behandlung. Ich habe einen medizinischen Hintergrund und bin damit angebunden an die Medizin. Ein Fokus ist die Mangelernährung, weil die Nährstoffzufuhr im kranken Menschen anders ist als im gesunden Menschen.» Jelina Linder
«Nicht bei allen Krebsarten ist die Ernährung ein gleich wichtiger Bestandteil in der Prävention. Beim Eierstockkrebs kann man mit Ernährung nicht ganz so viel machen. Es gibt keine Studien, die spezifische Empfehlungen für die Prävention geben. Es sind die generellen Empfehlungen zu einer antientzündlichen, mediterranen Ernährung. Eigentlich weiss man, dass es gut wäre, danach zu essen – aber die Umsetzung wird oft als schwierig wahrgenommen. Fastfood ist sehr verfügbar. Wir haben in der westlichen Welt den Bezug zu einer natürlichen Ernährung verloren.» Jelina Linder
«Es gibt aus meiner Perspektive eine Verbindung zwischen Essen und Risiko. Alles, was wir dem Körper zuführen, hat eine Wirkung. Gemüse und pflanzliche Lebensmittel sollten die Basis sein. Proteine sind sehr wichtig für die Zellregeneration. Kohlenhydrate kann man über Vollkorn zu sich nehmen, damit der Körper länger Energie hat.» Jasmin von Wartburg
«Eine Therapie ist wie ein Marathon. Der Körper wird extrem beansprucht und braucht viele Nährstoffe. Vielleicht auch in Mengen, die wir über die Ernährung gar nicht aufnehmen können. Und wenn eine Inappetenz dazukommt, dann reicht es sowieso nicht mehr. Wir fragen uns dann in der Ernährungstherapie: Wie können wir diese Nährstoffe abdecken? Wie können wir mit vielen kleinen Mahlzeiten Energie zuführen?» Jelina Linder
«Ich sehe im Alltag, dass jede Frau eine andere Ernährung braucht. Daher bin ich generellen Diätempfehlungen gegenüber skeptisch. Eine Familie hat andere Voraussetzungen als eine Frau, die allein lebt. Ich finde auch wichtig, persönliche Vorlieben zu berücksichtigen. Genuss beim Essen ist wichtig! Ich gebe keine Pläne ab, auf denen steht: Mittwoch mittag gibt’s Brokoli.» Jelina Linder
«Mein Geschmack war weg. Ich habe angefangen mir Essen zu verbieten. Aber, es ist nicht der richtige Zeitpunkt, in der Behandlung die Ernährung komplett umzustellen. Man ist überfordert. Ich habe sehr abgenommen, und irgendwann musste die Schokolade einfach her.» Jasmin von Wartburg
«Ziel ist immer, den Darm zu schonen. Leichte Kost zu bevorzugen. Es kann gut sein, dass bei Geschmacksveränderungen Süsses gut geht. Nahrungsergänzungsmittel, die ich gerne einsetze sind Zink und Selen, Vit. D, Proteinpulver, Omega 3-Fettsäuren. Zu viel kann kontraproduktiv sein. Es ist wichtig, das gut mit der Therapie zu harmonisieren.» Jelina Linder
«Ich hatte keine Energie zum Kauen, kaum zum Schlucken. Smoothies waren angenehm, weil mein Mund wund war. Darüber bekam ich Energie, konnte besser verdauen… und bin ins Thema gekommen. Ich habe jede Diät an mir selbst getestet und viel dabei gelernt: Diese eine Anti-Krebs-Diät, die gibt es nicht.» Jasmin von Wartburg
«Die Psychologie ist ein wichtiger Punkt. Wenn wir über Ernährung sprechen, geht es darum, wieso man Angst vor Zucker oder weissen Teigwaren hat. Man erlebt einen Kontrollverlust durch die Krankheit und hinterfragt. Über Ernährung kann man sich selbst ermächtigen, etwas selbst zu gestalten.» Jelina Linder
«Ich teile auf meinem Instagram-Kanal Rezepte und ermutige andere genussvoll und ausgewogen zu essen. Ein Verlag kam auf mich zu und hat angeboten, ein Buch daraus zu machen. Es freut mich, wenn ich Rückmeldung bekomme: Mein Mann hat’s gerne, meine Kinder haben es gerne – so soll es doch sein.» Jasmin von Wartburg
«Heute bin ich 39 Jahre alt. Ich muss dann jetzt mal entscheiden, ob ich mich operieren lasse… Ich hatte Brustkrebs, habe aber meine Eierstöcke noch. Aktuell mache ich, was ich für mich und meinen Körper als richtig empfinde.» Jasmin von Wartburg
«Höre auf niemanden – ausser Deine Ernährungsberaterin und Deinen Körper». Jelina Linder
«Es gibt keine Anti-Krebs-Diät. Aber die Ernährung kann mich unterstützen und es darf Spass machen». Jasmin von Wartburg
Epilog
Ab 39 min 20 Sek: kurzer Überblick zur Initiative «Grüne Socken».